Vorweg, das meiste in diesem Text stammt so nicht von mir, sondern von einem Familienmitglied. Die meisten von euch wissen sicherlich das meiste, die Frage ist aber auch wie ernst man das nimmt und wie man damit umgeht. Deshalb sollte sich jeder diese Zeilen durchlesen.
Ich schreibe euch aber nicht, um euch unser oder mein Schicksal mitzuteilen, oder individuelle Interpretationen oder Ableitungen mit euch zu besprechen, sondern weil diese Situation als gesamtgesellschaftliche Herausforderung zu verstehen ist. Leider wird aus politischer Sicht (aber alle Ausführungen hierzu würden jetzt zu weit führen; die Beispiele kann man alle im Internet recherchieren) die Aufgabe des Bundesamtes für Bevölkerungs- und Katastrophenschutz zwar bezahlt, deren Ergebnisse und Erkenntnisse, vor allem aber deren Handlungsempfehlungen nicht ersnt genommen. Und aus leidiger Erfahrung weiß ich, dass Bund, Länder und Kommunen im Zusammenspiel nicht genug beübt sind, hiermit schnell und angemessen umzugehen. Und schon gar nicht die Journaille. Heute hat Ministerpräsident Söder den Notstand für Bayern ausgerufen. Mal sehen, was das für Folgen hat.
Ich schreibe euch jedoch, um euch inständig zu bitten, folgende Handlungsänderungen, die ich mir selber auferlegt habe, ernsthaft zu durchdenken, um zu prüfen, ob ihr das nicht auch umsetzen solltet und könnt:
(1) Mindestabstand zu allen Menschen Minimum 2 Meter. Das heißt quasi keine Kontakte mehr. Lässt sich aber nicht immer vermeiden. Deshalb als Konsequenz: Alle Menschen, mit denen man noch Kontakt hat, um dasselbe in ihrem Umfeld bitten. Hier spreche ich vor allem die jungen Leute an: Alles per Telefon und nur noch Leute treffen, wenn überhaupt, die auch kaum noch Kontakte haben, aber, wenn, dann den Mindestabstand wahren.
(2) Nichts mehr anfassen. Lässt sich nicht immer vermeiden. Deshalb immer trockene Tücher dabei haben, um damit anzufassen. Auch im eigenen Haus, wenn dort mehr als ein Mensch wohnt.
(3) Keine Reisen, keine Konzerte mehr. Mal abgesehen davon, dass in Bayern wahrscheinlich ab Mittwoch dieser Woche alle Bars und Kneipen schließen müssen, bitte keine Menschenansammlungen (inklusive Bahnhöfe, Flughäfen etc.) mehr aufsuchen. Dies richtet sich vor allem an die nicht mehr so jungen Menschen, denen ich zwar von Herzen gönne, dass sie noch aktiv sein können, ich sie aber inständig bitten möchte, davon jetzt erst einmal keinen Gebrauch mehr zu machen. Dies richtet sich aber auch an die jungen Menschen, die sich gerne mit dem Freundeskreis treffen.
(4) Zu Desinfektion, Hamsterkäufen und all dem anderen Gedöns schreibe ich Nix ... das habt ihr entweder selbst im Griff oder ist mit (1) bis (3) fast abgedeckt.
Ich schreibe euch aber vor allem aus dem folgenden Grunde: Die Politik hat jetzt viel zu tun, die Verwaltung auf allen Ebenen auch und der Journalismus sowieso. Wir werden täglich mit Lageänderungen und allem, was dazu gehört, informiert (um es positiv zu formulieren) oder konfrontiert (um es skeptisch auszudrücken). Was da gesagt und gesendet wird, ist ja kaum zu ertragen (ok, es gibt Ausnahmen, die müssen aber selektiv heraus gesucht werden).
Ich würde mich nicht an euch wenden, wenn ich glauben würde, dass der Höhepunkt erreicht wäre. Wir stehen ganz im Gegenteil erst am Anfang. Die Todesrate in Deutschland ist (noch) erstaunlich niedrig im internationalen Vergleich. So muss es bleiben. Alle Systeme in Deutschland sind bereits überlastet. Und wenn ich höre, dass in Krankenhäuser bereits die Desinfektionsmittel geklaut werden, da könnt ihr euch selber vorstellen (unabhängig davon, dass die Journaille nur das Wort "frech" findet), was das real und psychologisch bedeutet.
Deshalb besteht die gesamtgesellschaftliche Aufgabe nicht nur darin, selber alles zu tun, um nicht selber angesteckt zu werden, sondern allen Mitmenschen um die selben Handlungsfolgen zu bitten und es ist der- bzw. diejenige zu meiden, der oder die sich abweichend verhält. Junge Menschen sind besonders geeignet, den Virus weiter zu verbreiten. Alte Menschen gehören zur Risikogruppe und können daran sterben.
Ich möchte euch aber vor allem darauf hinweisen und bitten, dies nicht zu vergessen, dass irgendwann politisch oder jounalisitisch verkündet wird, dass der Höhepunkt überwunden wurde. Oder noch schlimmer im politisch Deutsch: "Dass der Anstieg langsam sinkt". Beides (und alles dazwischen) dient der Beruhigung, ist jedoch mitnichten Grund zur Beruhigung. Alle Handlungsfolgen, die Ihr gezogen habt, sollten konsequent befolgt werden bis zum letzten Tag, an dem es keine Erkrankten mehr gibt. Unserer Einschätzung nach, geht es hier nicht um Wochen, sondern eher um Monate.
Diesen Text könnt ihr gerne verbreiten, wenn euch danach ist.