Der Heilige des roten Buchs; Dienstag - Wollust

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    Der maskierte Fürst der Schwärze kniete.

    Er kniete vor seinem König, dem gehängten König.

    Der Gott der Unterhaltung, egal ob Dramaturgie, Tragödie oder Komödie, alles kam bei ihm zusammen.

    Und die Domäne des Fürsten war die schmerzhafte Unterhaltungskunst. Folter; Manipulation; Sadismus.


    In normalen Welten wäre dies nicht vorstellbar - Eine Gesellschaft, welcher nur der Unterhaltung selbst dient.

    Doch dies ist keine normale Welt.

    Es ist Allagada - die Welt der Unterhaltung selbst! Jeglicher Unterhaltung!

    Und das Wichtigste ist wohl, dass niemand einen Groll gegen einen Anderen hegt; Alle tragen sie Masken, doch ob sie die Masken tragen, damit sie sich nicht schämen, oder doch um nur dauerhaft ein Theaterstück aufzuführen? Wer weiß.


    Doch wie jedem bekannt ist, funktioniert Dramaturgie nicht ohne Tragödie.

    Und der erste Akt, des Stücks, welches bereits seit Äonen spielte, sollte zu einem Ende kommen - Es sollte zu einem Finale kommen.


    Natürlich müssten aber dauerhafte Folgen entstehen, alles andere wäre nicht vollwertig genug.

    Den König könne man nicht stürzen - er ist schließlich die wichtigste Figur.

    Doch wie wäre es mit einem der Fürsten? Genial. Wohl möglich könnte er in späteren Akten durch Wendungen und Manipulationen wieder kehren.

    Doch welcher Fürst sollte es wohl sein, der Rote, Weiße, Gelbe oder Schwarze?


    Selbsterklärend. Man braucht Intrigen, Skrupellosigkeit und Manipulation - Alles vereinte sich in ihm, dem schwarzen Fürst.

    So wurde er verbannt, seiner Ländereien beraubt und seines Körpers erleichtert.

    Einfach nur eine Maske, geworfen in den Abgrund, mit einem unbekannten Ziel...

    Unzählige Zeitalter später...

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    Erstaunlicherweise war das Herrenhaus sehr gepflegt.

    Ein gemähter Rasen, geschnittene Hecken und auch saubere Fenster, wer sich auch immer in diesem Haus befand, lag viel Wert auf Ordnung und Stil.

    Tatsächlich hatte es geradezu etwas märchenhaftes, die Sonne strahlte, die Vögel sangen und aus dem Haus lies sich der Duft von frischem, warmen Apfelkuchen vernehmen.

    Man hätte am liebsten gefragt, ob man denn auch ein Stück haben könnte und würde sich über Politik, Sport und Wirtschaft mit dem Hausherren unterhalten.


    Da war es geradezu enttäuschend, dass dies leider unmöglich war, wenn auch eine amüsante Vorstellung.

    Durch die Fensterfront konnte man jedoch kaum etwas erkennen, es war nicht so, als wären die Fenster versperrt, oder wären zugeklebt worden, sondern viel mehr, dass ein dichter Nebel verhindern würde, dass man mehr als nur Schleier erkennt.


    Der in weiß gekleidete Mann, diesem mal tatsächlich sogar aufgrund der Hitze mit einem passenden Hut, machte vorsichtige Schritte auf die Tür zu.

    Es schien, als würde es ihm wiederstreben dieses Haus zu betreten, was wiederum außerordentlich paradox wirkt, wenn man sich vorstellt, dass er noch vor weniger als einer Woche, ohne mit der Wimper zu zucken, ein verschimmeltes Haus, welches jede Sekunde hätte zusammenbrechen können, ohne den geringsten Zweifel betrat.

    Vermutlich trifft hier der Spruch "zu gut um wahr zu sein" zu.


    Er griff an den Türknauf - verschlossen.

    Aber nichts, was sich nicht mit einem gezielten Tritt lösen lassen würde.


    Erneut wiederstrebte es ihm, doch Pflicht ist Pflicht.

    Ein gezielter Tritt und die Tür war offen.


    Möglicherweise versteht man besser, woher dieser Unwille stammt, wenn man sich der Geschichte des Hauses bewusst wird;

    Das Haus, dieses alte, nicht unbedingt un-beeindruckende Herrenhaus war das Kindheitshaus eines bemerkenswertes Menschen.

    Unabhängig davon, weshalb der Eindringling dieses Haus wählte, es war kein Zufall.


    Auch wenn nun die Eingangstür offen stand, verflüchtigte sich der Nebel nicht, es schien so, als würde er den Mann verfolgen.

    Er bewegte sich von allein.

    Der Mann in Weiß, welcher im starken Kontrast zu dem schwarzen Nebel stand, untersuchte das Haus, das leerstehende Wohnzimmer, die frisch geputzte Küche und das glänzende Badezimmer.

    Nun stand er vor der Entscheidung, ob er in den Keller geht, oder in den ersten Stock.


    Er ging in den Keller, so könne er sich sicher sein, dass niemand ihn von hinten überraschen könne.

    Die Kellertür wurde langsam geöffnet und eine Wolke aus eisenhaltigen Gestank kam ihm entgegen.

    Die Stufen waren voll mit einem schwarz-toxischem Schleim.

    Langsam bewegte er sich die Stufen runter und er fand... Menschen.

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    Ein Keller mit duzenden Leichen, die eine schlimmer zugerichtet, als die andere und allesamt mit einem verstümmelten Gesicht.

    Verstörend ist jedoch nicht, dass dort tote Menschen lagen, sonder wie sie gestorben sind.

    Es sind nicht alle gestorben, dadurch, dass der Körper der Toxizität nachgab...

    Mindestens ein Viertel starb an Verletzungen; Verbrennungen, Säure, Schnitte, gebrochene Knochen, sie wurden ertränkt, oder gehäutet.


    Jemand lebte seine Leidenschaft in vollen Zügen aus.

    Der Mann wendete seinen Blick ab, der Blick war gefüllt mit Gleichgültigkeit und einem Funken trauer.


    Er begab sich mit einem schnellen und gezielten Schritt in den ersten Stock, man kann es Intuition oder auch Erfahrung nennen, jedoch blieb er keinen Moment länger, als nötig im ersten Stock.

    Sein Blick richtete sich direkt auf die Treppen zum Dachboden. Als wäre seine Vorsicht verschwunden, trat er die Tür zum Dachboden ein, doch dies war alles Andere als unvorsichtig, er wusste nur ganz genau, in welcher Situation er sich befand - mit Vorsicht lässt sich nicht immer überleben, Aggressivität kann ein mächtiges Werkzeug sein.


    Und da befand es sich, ein maskiertes Ungetüm und es... arbeitete.

    Es nähe Haut, Fleisch und Knochen zusammen, als würde es eine Statue modellieren, einen neuen Körper.

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    Der Mann griff in seine Tasche und zog ein rotes Buch aus seiner Tasche und begann einen Spruch aufzusagen;


    Sas apovállo. Máska tis lagneías, diastrofí.


    Diese Worte, welche von der Maske auch verstanden wurden, lagen schwer im Raum.

    Und die Maske weinte, überwältigt von Trauer schlug sie gegen den selbst-genähten Fleischsack hinter sich.

    Sie wollte ihre eigene Existenz beenden, doch wie sollte sie es denn tun? Ein unsterblicher Fürst, der noch eine wichtige Rolle im großen Theater spielen muss, ihm ist es nicht vergönnt zu sterben.

    Die Maske riss sich selbst vom Körper runter, wenn sie schon nicht sterben könne, wolle sie zumindest schlafen.

    Innerlich leer, jedoch immer zu versuchend die Leere mit der Lust nach neuen Körpern zu stopfen, lag die Maske einfach da.

    Der Mann zögerte nicht, er nahm die nun stille Maske auf und steckte sie in seine Tasche.


    Die Maske redete nicht mehr, rebellierte nicht mehr, sie war einfach nur noch... da.


    Fortsetzung folgt:

    Der Heilige des roten Buchs; Mittwoch - Völlerei

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