Der Heilige des roten Buchs; Montag - Neid

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    Und so sprach die Stimme aus dem Schatten mit dem Licht, dem omnipräsenten, roten Licht:

    "Wo werde ich hin gehen?

    Was kommt nach dem Nichts?

    ..."


    Das Licht antwortete jedoch nicht, wie sollte es denn auch antworten, es ist nicht ein mal vorhanden.

    Das Wesen aus den Schatten fragte noch mal;

    "Wo werde ich hin gehen?

    Was kommt nach dem Nichts?

    ..."


    Und erneut antwortete das Licht nicht.

    Doch die Stimme fragte erneut, immer wieder, was sollte die Stimme auch sonst tun?

    Alleine im Dunkeln, zusammen mit einem Licht, das eigentlich nicht ist.

    ...


    30 Jahre, 11 Monate und 21 Tage später...


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    Alles roch nach Fäule, süßlich verdorbener Verfall.

    Als hätte sich hier der Gott des schwarzen Todes eingenistet.

    Doch trotz des Unrats, war keine einzige Ratte, keine Maus und auch kein Insekt zu erkennen.

    Die Seuche selbst vermied dieses Haus.


    Im starken Kontrast dagegen stand ein in Weiß gekleideter, großer Mann vor diesem paradoxen Haus.

    Er war ruhig, atmete diese verschimmelte Luft ohne auch nur das geringste Anzeichen von Ekel ein.

    Seine Kleidung war wirklich extravagant, schwarze, spiegelnde Schuhe, ein weißer Anzug, reiner als der Himmel selbst, ein pechschwarzes Hemd und eine rote Krawatte.

    Und ein Ring, so klein und fein, dass man ihn leicht übersehen könnte, ein silberner Ring, besetzt mit einem einzigen Rubin.


    Der Mann stand, wie es sich in diesem Gestank angefühlt haben muss, für eine Unendlichkeit vor dem Haus.

    Einfach still beobachtend.

    Fenster analysierend und Pläne schaffend stand er ohne eine Mine zu verziehen einfach nur da.

    Er war von dem Haus hypnotisiert.


    Tatsächlich war dies auch kein normales Haus, es war das Haus von Dr. Robert Scranton, man könnte ohne Rot zu werden sagen, dass er der bedeutendste Forscher der gesamten Foundation war.

    So bedeutend sogar, dass ohne ihn die Welt mehrfach untergegangen wäre, so bedeutend, dass die Curch of the Broken God ihn zu einem Heiligen erklärte.

    Reality Anchor heißen nicht ohne Grund Scranton Reality Anchor - SRA.


    Doch all dies interessierte den extravaganten Mann herzlich wenig, er hatte einen Auftrag.

    Man sollte es jedoch wohl viel eher Mission nennen.

    Einen Auftrag erhält man von seinem Vorgesetzten oder von einem Geldgeber, eine Mission jedoch erhält man nur von einem höheren Wesen.

    All diese Beschreibungen werden dem jedoch nicht gerecht, was es tatsächlich bedeutete.

    Simpel gesagt gibt es keine Kreatur, welche ihm eine heiligere und gerechtere Mission hätte geben können.

    Der König der Könige, der Kaiser der Philosophen gab ihm diesen Auftrag.


    Nachdem er sich seine Zeit nahm, die er sich auch nehmen musste, begann er sich zu bewegen.

    Jeder Schritt war wohl bedacht, hinter jeder Handbewegung und hinter jedem Blinzeln standen tausende Gedanken.


    Besonnen kam er im Haus an, zielsicher kletterte über schimmliges Holz und verrostetes Metall.

    So arbeitete er sich vor, immerzu den Pfützen aus purer Korrosion ausweichend.

    Bis er schließlich an der Tür ankam.

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    Auch wenn die Tür mit Schimmel überdeckt und durch Rost stärker zersetzt wurde, als alles Andere nur vorstellbare im Haus, lies sich erkennen, dass diese Tür erst vor kurzem eingebaut wurde.

    Sie war mindestens 20 Jahre jünger, als jegliches andere Objekt im gesamten Haus.


    Der Mann betrachtete die Tür, er wusste genau was dahinter lauerte.


    Die absolute Personifikation und über Allem Perversion von Neid.

    Die Reinkarnation von Neid selbst.

    Die Fäule, die alles vernichtet, was sie selbst niemals haben kann.


    Nur ein Tritt und die Tür war offen und dahinter befand sich, wie erwartet wurde, der Neid.

    Der rottende, perverse Neid, eingebettet in die verpestete Wand.


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    Ein surreales Lächeln schmückte die Visage des Schattens.

    Die Wand fiel in sich zusammen und der Schatten ging gemütlich auf den Mann zu, die Augen spiegelten das Nichts selbst wieder.

    Dies war tatsächlich auch sehr zutreffend, denn der Schatten selbst war voller Nichts, wäre es auch anders, würde er sofort in sich zusammenfallen.

    Doch schlussendlich ist es doch auch ganz passend, denn Neid macht erst mit einer gewissen inneren Leere sinn.


    Der Mann war sich dauerhaft darüber bewusst, in welcher prekären Lage er sich befand,

    doch er bewahrte Ruhe,

    auch wenn man nun einen gewissen Abscheu in seinen Augen ausmachen konnte.


    Als der Schatten nur noch eine Armlänge von ihm entfernt war, fasste sich der Mann in die Tasche und zog ein rotes Buch hinaus.


    Das Buch war klein, so groß wie ein Notizbuch, mit einem hochwertigen, roten Samt-Einband, ohne Titel.

    Er öffnete das Buch recht weit vorne, es muss wohl zwischen Seite 4 und 7 gewesen sein.

    Und er begann in einer Sprache, welche wohl bereits seit einigen Zeitaltern tot war, zu sprechen, in einem Ton, als würde er ein Gebet sprechen;


    Tu, Naile, Tu Kuris Zinot Tukodi Blow iv right: yda, Ziur Tave Irus' ir despair, Ziur Tave Rausvas ir relieve Tu'Saen


    Der Schatten blieb stehen, es ist zwar unmöglich, dass er diese Sprache verstehen würde, jedoch hat er trotzdem die Worte verstanden.

    Einen Moment blitzten seine Augen auf, der Neid wich Hass und Feuer, diese Leidenschaft verschwand jedoch sofort wieder.

    Er lachte nur noch aufdringlicher, er muss seine Schwäche verstecken.


    Der Raum leuchtet auf, aus dem Buch erscheint DAS. Ein rotes Licht, NEIN. DAS ROTE LICHT.


    Der Schatten, etwas das nicht sein sollte und gefüllt mit Leere, ist verzweifelt.

    Die Leere verfliegt, die Fäule zersetzt sich selbst.

    Die Leere weicht der Verzweiflung.

    Die Leere kollabiert.


    Das Rot nimmt überhand.

    Die Perversion selbst weicht dem Rot.


    Der Mann nimmt das Buch fest in die Hand und dreht sich mit einem mal um und geht, der Schatten ist fort, seine Mission wurde erfüllt.


    Und wofür das Ganze? Es war nicht die beste Option, übrig bleibt nur Leid, doch es ist die Fairste, denn jeder leidet gleichermaßen.

    Übrig bleibt ein verrottetes Haus, zu welchem das Ungeziefer zurückkehren kann und ein alter, halbtoter Mann, der sich in Verzweiflung windet.


    Fortsetzung folgt:

    Der Heilige des roten Buchs; Dienstag - Lust

  • Wie von dir zu erwarten eine super Pakende und schön geschribene Geschichte, ich freue mich schon auf die Vorsetztung...

    Ich Möchte mich für die Rechtschreibfehler entschuldigen...
    MFG Hatman

    Lieblings Zitat: Wer keine 2te Klinge Bereit hält... Eingnet sich nicht zum Killer! (Koro-Sensei)

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