Was machen wir hier eigentlich?
Wir warten.
Hätten wir dafür nicht einen anderen Ort als diese gammlige Holzhütte nehmen können? Es regnet an bestimmt drei stellen durchs Dach.
Max sieht sich im Raum um.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Teppich schimmelt. Wenigstens ist der Kamin an…
Wir treffen jemanden, der eine Vorliebe zur Geheimhaltung hat. Wir konnten uns leider nicht ins nächste Kaffee setzen. Deswegen diese Umstände. Aber keine Sorge, es wird sich lohnen.
Es war ein sehr regnerischer Mittwochabend. Nicht einmal das Licht des sich am Himmel befindenden Vollmond brach durch die dicke Wolkendecke. Man könnte meinen, die Regentropfen fallen wie Eiszapfen vom Himmel. Die Hütte, in der sich Max und Lieutenant Colonel Mortarion zurückgezogen hatten, war ein alter Forstschuppen. Die beiden kannten sich von früher. Max war an einer Schule für Mixed Martial Arts, die Mortarion zu dieser Zeit besuchte ein Kursleiter. Sie lernten sich durch Zufall kennen, als der Lieutenant Colonel – damals noch Captain – Krav Maga meisterte. Der Schuppen war spärlich eingerichtet. Ein Kamin, ein Tisch mit zwei Stühlen, ein Runder, alter Teppich und ein Feldbett. Das sollte reichen. Im Normalfall soll hier auch nur ein Förster unterkommen, wenn es mal wieder zu Nächten wie diesen kommt. Trotzdem schien diese Nacht finster. Verstehen sie mich nicht falsch, aber es wirkte fast, als wolle die Nacht etwas ankündigen. Etwas finsteres eben.
Wen sollen wir heute Nacht eigentlich treffen?
Das wirst du schon früh genug erfahren. Wenn ich ehrlich bin, weiß ich selber nicht so genau aber ich vertraue ihm. Er hat mich bis jetzt noch nie enttäuscht oder verraten.
Wirklich? Wir treffen in diesem Holzverschlag einen quasi Fremden? Mitten in der Nacht? Ohne, dass irgendjemand weiß wo Wir sind?
Wie gesagt, ich habe vertrauen. Und außerdem hat unser Treffen keinen Grund uns…
Ein schweres 3-faches klopfen. Die Tür wackelt in ihren Scharnieren. Der Raum wird still. Es scheint so als hätte der Regen auf einmal aufgehört - auch das Knistern des Kamins ist nicht mehr zu vernehmen. Max und der Lieutenant Colonel stehen gleichzeitig von den instabilen Stühlen auf, als hätten sie es geplant.
Ich mache auf, verhalt dich ruhig.
Ruhig? WEN TREFFEN WIR?!
Mortarion hat nicht gelogen als er sagte, er kann diese Frage auch nicht so genau beantworten. Deswegen lassen sie mich ihnen auf die Sprünge helfen. Man könnte sagen, dass ich Jemand bin, der sehr viel Verantwortung trägt. Sie denken an den O5-Rat. Sehr gut. Sie kennen die Strukturen meiner Organisation. Belassen wir es dabei.
Ruhig jetzt. Es wird sich gleich vieles erklären.
Mortarion öffnet die Tür. Sie knarzt. Vor ihr, ein Mann von durchschnittlicher Größe, mit durchschnittlicher Statur. Er war gut gekleidet. Ein Anzug, darüber ein Trenchcoat und ein breiter Hut. Ein Regenschirm fehlte.
Guten Abend, kommen sie rein. Haben sie gut hergefunden?
Ich bin hier. Beantwortet das ihre Frage?
Ja, selbstverständlich.
Mortarion nimmt dem Mann den Mantel ab, welcher beginnt, sich im Raum umzusehen. Max ist paralysiert. Die Aussage, er solle sich ruhig verhalten hatte ihn verunsichert.
Das hier ist Max! Wie in meinem Schreiben beschrieben würde ich ihn gerne für meine Einheit rekrutieren. Er hat mindestens genau so viel Erfahrung wie ich – ich verbürge mich für ihn.
Das spielt keine Roll mehr. Protokoll MARS-01 wurde in Kraft gesetzt. Sie wissen was das bedeutet.
Mortarions Mimik fror ein. Max begann zu ahnen, dass etwas falsch läuft.
Ab… Aber… Das kann nicht sein! Autorisierungscode?
Fragte Mortarion verzweifelt…. Er wusste genau, was MARS-01 bedeutete. Er wollte es nur nicht wahrhaben. All die Jahre. Für nichts?
QLIPHOT: OSCAR 5.54431 ALPHA DELTA MIKE INDIA NOVEMBER.
Die Zeit stand still. Max wusste nun genau, dass etwas nicht stimmt. Weder der Fremde noch Mortarion sagten irgendetwas. Auch ging keinerlei Bewegung von ihnen aus.
Was ist hier eigentlich los?!
Fragte Max. So viele Fragen für eine so kleine Aussage. Mortarion dreht sich zu Max:
Befehl akzeptiert.
Das war alles, was Max an Informationen bekommen sollte. Man hörte einen Schuss, der die Stille brach. Max fiel zu Boden. Perfekter Kopfschuss. Wie man es von Mortarion gewohnt war.
Sie kennen die weiteren Maßnahmen, Kontaktaufnahme um 0700 Zulu.
Der Mann verließ das Haus, ohne seinen Mantel. Mortarion blieb noch eine Weile an Ort und Stelle und schaute Max an, wie er leblos in der Ecke des Schuppens lag. Er wusste genau, was jetzt folgt. Er ging zum Fahrzeug, mit dem er angekommen war. Ein Pickup-Truck mit einem Logo auf der Tür, welches an Science-Fiction erinnerte. Er legte seine Ausrüstung an und begann mit seiner Arbeit.
Wenn sie bis zu diesem Punkt gelesen haben, ohne dass sie von den zahlreichen memetischen Abwehrmaßnahmen betroffen wurden, dann verdienen sie auch zu wissen was hier passiert ist. Lieutenant Colonel Mortarion hat lediglich gehandelt wie ich es ihm befohlen hatte. Tatsächlich spielt er nur eine sehr kleine, wenn nicht sogar unwichtige Rolle in Operation MARS-01. Aber lesen sie selbst.
Ich denke, dass sollte genug Erklärung für jetzt sein. Sollten sie fragen haben, wissen sie ja wo sie mich finden.
Ich wünsche ihnen viel Glück.
P.S.: Ziehen sie sich in die Tunnel unter Paris oder in vergleichbare Strukturen zurück. Das sollte sie für ein paar Tage am Leben halten.
